Geschichte von Gut Arendsee
"Schloss Arendsee im Prenzlauer Kreise der Uckermark belegen, 2 Meilen westlich von dieser Kreisstadt, 1 Meile ostlich von der Grenze des
Grossherzogthums Mecklenburg-Strelitz, 13 Meilen von Berlin entfernt, ist gegenwärtig der Sitz der, der Familie der Grafen von Schlippenbach gehörigen
Schonermarker Begüterung, welche der zeitige Besitzer, Kammerherr Graf Albert, vierter Sohn des im Jahre 1830 verstorbenen Kammerherrn Grafen
Carl, Friedrich, Wilhelm von letzterem kurz vor seinem Tode unter dem mündlichen Versprechen eigenthümlich erworben hat, dass er dieselbe nach
dereinstiger glücklicher Ordnung der damals noch obwaltenden Verwickelungen, zu einem Familien-Fideicommisse mit der Erbfolge der Erstgeburt
zunächst für seine eigene, in deren Ermangelung aber für die männliche Descendenz der übrigen Söhne seines gedachten Herrn Vaters widmen wolle,
welches Versprechen derselbe denn auch durch die, unter Zuziehung sämmtlicher Familienglieder errichtete und bestätigte Fideicommiss-Urkunde vom
Jahre 1843 erfüllt hat.
Diese ganz geschlossen liegende Majorats-Herrschaft umfasst eine Gesammtfläche von 27,500 Morgen mit 2,450 Seelen, wovon indessen auf die 3 dazu
gehörigen Bauerdörfer Schönermark, Schapow und Güstow 8,950 Morgen Rustical-Grundstücke mit 1,400 Einwohnern fallen, während die 7 grösseren
Wirthschaftshöfe, nämlich Schönermark mit dem alten, früher durch Wall und Graben befestigt gewesenen Schlosse und dem Vorwerke Arendsee,
Wilhelmshof, Wittstock, Christianshof, Ferdinandshorst und Rackow 14,150 Morgen gutes, fruchtbares Ackerland, 1,650 Morgen zur grösseren Hälfte an
einem fliessenden Bache gelegene Wiesengründe und 2,750 Morgen wohl bestandener Buchen- und Kiefern-Forst, zusammen 18,550 Morgen Dominial-
Grundstücke mit 1,050 Einwohnern enthalten.
Es befinden sich darauf 2 der lutherischen Kirche angehörige, dem herrschaftlichen Patronate unterworfene Parochieen Schönermark und Güstow mit 9
damit verbundenen Schulen. Das Schloss Arendsee von dem gegenwärtigen Besitzer, Grafen Albert, unmittelbar nach seiner Vermählung mit Gräfin Emma
Plessen, aus dem Hause der Grafen Scheel-Plessen auf Sierhagen in Holstein, in den Jahren 1839-43 durch die Meisterhand des verstorbenen Geheimen
Oberhofbaurathes Stüler erbaut, liegt sehr freundlich und malerisch auf einem, von Buchenwald umkränzten Hügel am Rande eines kleinen Landsees, auf
dessen jenseitigem hügligen Ufer der stattliche Wirthschaftshof, nach mehrmaligen Feuersbrünsten, fast ganz neu und massiv aufgebaut ist, während
auf der ändern Seite des Schlosses, durch den Wald unsichtbar gemacht, in einer massigen Entfernung, die dazu gehörigen Stall- und Gärtnerei-
Gebäude liegen, zu weichen letzteren Orangeriehäuser, kalte und warme Pflanzenhäuser, Treibhäuser und Glashäuser für Ananas, Wein, Pfirsiche und
Feigen gehören.
Der umfangreiche Obstgarten hat sich eines gewissen Rufes zu erfreuen durch die ausgedehnten Anlagen von Espaliers und Contre-Espaliers, sowie von
Baumschulen zu Erziehung von kunstgerechter Formirung von Espalier und anderen französischen Zwerg-Obstbäumen, welche der gedachte zeitige Herr
Besitzer, in seinem, seit längerer Zeit mit Eifer fortgesetzten und nach gerade auch mit Erfolg belohnten Bestreben: die eminenten Vorzüge der Cultur
des feinen Tafel-Obstes aller Art auf Zwergstämmen nach französischem Systeme und Schnitte hier zu Lande, wenn auch nicht ganz neu einzuführen,
doch mindestens einigermassen weiter auszubreiten, unter unmittelbarer Anleitung des berühmten Meisters dieses edlen Zweiges der Gartenkunst, des
Herrn Lepere aus Montreux bei Paris, hier ausgeführt hat.
Das alte ritterbürtige Geschlecht der Schlippenbach, deren gräfliche Linie nur noch im Königreiche Preussen blüht und hier seit Ende des siebzehnten
Jahrhunderts auf Schönermark ihren Sitz hat, stammt ursprünglich aus der westphälischen Grafschaft Mark, wo seiner noch in Urkunden des vierzehnten
und fünfzehnten Jahrhunderts Erwähnung geschieht, während es in dieser seiner ursprünglichen Heimath bereits im Jahre 1486 mit Friedrich
Schlippenbach auf Schwarsenluis erloschen ist. Inzwischen waren von dort aus im Laufe der Zeit mehrere seiner Glieder, zuletzt noch 1428 als deutsche
Ordens-Ritter nach Liefland gezogen und hatten sich auch noch weiter nach Curland und Esthland ausgebreitet, wo, nach einer Urkunde von 1550, dem
Schlippenbach'schen Geschlechte, von dem Ordensmeister Heinrich Galen das Gut Bornhofen bei Pernau als Stammsitz bestätigt wird. In gleicher Weise
erwarb Friedrich Schlippenbach 1574 das Stammgut Salingen bei Goldap und ward solchergestalt durch seine beiden Söhne der Stifter der noch heute in
den russischen Ostsee-Provinzen blühenden beiden freiherrlichen Linien Scblippenbach-Bornhofen und Schlippenbach-Salingen. Friedrich Christoph Carl
aus dem Hause Salingen trat unter König Gustav Adolph in schwedische Kriegsdienste, focht mit grosser Auszeichnung im 30jährigen Kriege, befand sich
mit dem schwedischen Generalissimus, Pfalzgrafen Carl Gustav, nachherigen König Karl X von Schweden und dem Kanzler Oxenstjerna als fungirender
Marschall bei dem bekannten grossen Friedensmahle, welches letzterer nach Abschluss der Friedenspräliminarien zwischen dem Kaiser, den
Reichsständen und Schweden am 2. September 1649 auf dem Rathhause zu Nürnberg gab, und wurde am 1. Juni 1654 als Obrist der Leibgarde von der
Königin Christine in den Grafenstand erhoben, wobei er als Grafschaft die Stadt Falkjöping nebst Sköfde und Liuxula erhielt und fortan den noch heute
von den Grafen Schlippenbach geführten Titel Graf von Sköfde, Freiherr zu Liuxula und Salingen annahm, während sein Bruder, dessen Sohn am 27.
September 1734 als Preussischer Staatsminister ohne Descendenz verstarb, nicht mit in den Grafenstand erhoben wurde.
Noch in demselben Jahre 1654 wurde Graf Friedrich Christoph Carl von der Königin Christine zum Pfalzgrafen Carl Gustav gesandt, um diesem nach ihrer
Abdankung die schwedische Krone zu überbringen, und erhielt von demselben auf diese Veranlassung die Bereicherung seines Wappens mit einem blauen
Felde auf der oberen rechten Seite, in welchem aus Wolken hervor ein weiblicher Arm eine goldene Königskrone empor hält. Ausserdem wurde er von
Carl X, in dessen höchster Gunstund Vertrauen er stand, zum Kriegsraths-Präsidenten ernannt und mit vielen wichtigen diplomatischen Sendungen
betraut Der wichtigste staatsmännische Akt seines Lebens, nächst der gedachten Ueberbringung der schwedischen Krone an den Pfalzgrafen, bleibt der
Abschluss des, für die Entwickelung des Preussischen Staates so wichtig gewordenen Traktates von Labiau vom 20. November 1656 mit dem grossen
Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, wonach dieser Fürst, unter Aufhebung der ihm am 17. Januar 1656 zu Königsberg aufgezwungenen
schwedischen Lehnshoheit als souverainer Herzog von Preussen anerkannt wurde.
Nach Carl Gustav's Tode als ausserordentlicher Gesandter nach Polen geschickt, erlitt er am 3. December 1660 Schiffbruch und kam in den Wellen der
Scheeren um.
Von seinen beiden noch unmündig zurückgelassenen Söhnen aus der Ehe mit einer Freiin von Braunfalk aus Steiermark, verstarb der jüngere Christoph
spater ohne Descendenz als schwedischer Obristlieutenant, während der ältere Carl Friedrich, 1658 geboren, mit Carl XI am Königlichen Hofe erzogen,
1674 in schwedische Kriegsdienste trat, die Feldzuge gegen Brandenburg 1674 - 79 mit grosser Auszeichnung mitmachte, auch bereits 1681
Obristleutenant und Kommandant von Anklam wurde. Durch die von der bekannten Reductions-Kammer mit besonderer Härte gegen ihn ausgeführte
Einziehung der frühfer an seinen Vater veräusserten und verliehenen Krongüter wurde er indessen zunächst in seiner oben gedachten Grafschaft,
demnächst aber auch in seinen, einen grossen Theil der Insel Wollin umfassenden pommerschen Besitzungen so hart betroffen, dass er sich im Jahre
1684 veranlasst sah, den schwedischen Dienst zu verlassen und nach Berlin zu gehen, wo ihn der grosse Kurfürst mit Auszeichung aufnahm und ihn zum
Obristen, Kammerherrn und Amtshauptmann von Egeln ernannte.
Er verkaufte nun an den grossen Kurfürsten das ihm zugehörige unter brandenburgische Hoheit gekommene Amt Stepnitz in Pommern und kaufte dafür
von der Krone die oben beschriebenen Schönermarker Guter, welche in Lehnsbesitz der Familie von Arnim, Gerswalder Linie gewesen, im Laufe des
30jährigen Krieges aber wegen unterlassener Muthung an die Krone verfallen waren.
Vom Kurfürsten Friedrich IH, nachherigen Konig Friedrich I von Preussen erhielt er 1688 das Reiter-Regiment Anhalt (das heutige Schlesische Kürassier-
Regiment), begleitete denselben auf seinen Kriegszügen am Rhein, wurde 1696 zum Generalmajor, 1704 zum Generallieutenant, 1708 zum Preussischen
Gesandten in Stockholm ernannt, blieb dort drei Jahre und wusste sich die besondere Gunst des Königs Carl XII zu erwerben, wurde 1709 zum
Gouverneur von Colberg und Hinterpommern, 1714 zum General der Kavallerie ernannt und starb 1723 an einer aufgebrochenen Wunde. Von ihm
stammen alle noch vorhandenen Glieder dieses graflichen Geschlechts ab."
(Quelle: Schloss Arendsee, Alexander Duncker 1813-1897)
Literatur | Quellen in der dieses Objekt erwähnt wird:
Sammlung Alexander Duncker
Nach meinen Informationen ist eine
Besichtigung von Gut Arendsee möglicherweise möglich (eventuell nur eine Außenbesichtigung). Genaue Informationen dazu und zu den
Öffnungszeiten und
Besichtigungszeiten liegen mir aber leider noch nicht vor.
Zu Gut Arendsee liegen mir noch keine Informationen zu einem
Hotel vor.
Im Objekt ist keine
Gastronomie vorhanden oder mir liegen
keine Informationen über ein mögliches
Bistro,
Café oder
Restaurant vor.
Zu Gut Arendsee liegen mir keine Details zu einem
Standesamt vor.
Zu einer
Kirche oder
Kapelle direkt auf dem Gelände liegen mir keine Informationen vor.